Es gibt Abende, an denen spürt man, dass man Zeuge von etwas Besonderem wird. Der Auftritt von Russ Ballard in der Mühle Hunziken war genau so ein Moment – ein musikalisches Statement, ein Rückblick auf ein aussergewöhnliches Lebenswerk und ein energischer Beweis dafür, dass Rockmusik nichts von ihrer Kraft eingebüsst hat.
Im Rahmen seiner Europatournee «Songs from the Warehouse 2025″ machte Ballard für ein einziges Schweizer Konzert Halt in Rubigen – und bescherte den ausverkauften Rängen ein fast zweistündiges Set voller Klassiker. Der Komponist, Sänger und Gitarrist, der in wenigen Monaten 80 Jahre alt wird, präsentierte sich dabei in erstaunlicher Spiellaune und charismatischer Bestform.
Ballards Einfluss auf die Rockwelt ist tief verwurzelt. Songs wie «Since You Been Gone» (Rainbow), «God Gave Rock and Roll to You» (Argent/KISS), «You Can Do Magic» (America) oder «Winning» (Santana) trugen die Handschrift eines Mannes, der oft im Hintergrund wirkte, aber immer im Zentrum der musikalischen Substanz stand. Auch seine Solohits – allen voran das atmosphärische «Voices«, das durch die Serie Miami Vice Kultstatus erreichte – durften an diesem Abend nicht fehlen.
Begleitet von seiner Gibson Les Paul und der markanten grauen Custom-Fender liess Ballard die Saiten singen – kraftvoll, präzise, mit dem Gefühl eines Musikers, der sein Handwerk nie verlernt hat. Die intime, holzgetäfelte Bühne der Mühle Hunziken bot die perfekte Kulisse: nahbar, echt, voller Charakter – wie der Künstler selbst.
Der Abend war gleichzeitig der Abschluss seiner Tour und die Live-Premiere des neuen Doppelalbums «Songs from the Warehouse» (April 2025), auf dem Ballard seine grössten Kompositionen für andere Künstler in einer eigenen Interpretation versammelt. Ein Album, das nicht nur zurückblickt, sondern die Relevanz dieses Künstlers auch im Hier und Jetzt betont.
Russ Ballard zeigte, was viele vermissen: Authentizität, musikalische Tiefe und die Fähigkeit, mit einem Song ein ganzes Lebensgefühl zu transportieren. Ein Konzert, das weniger auf Effekte als auf Substanz setzte – und gerade deshalb so stark war.
Setlist:
- It’s Only Money
- New York Groove
- Playing With Fire
- Dream On
- In the Night
- Resurrection
- On the Rebound
- The Fire Still Burns
- Courageous
- Liar
A Woman Like You - No More the Fool
- Hold Your Head Up
- Voices
- Rene Didn’t Do It
- I Can’t Hear You No More
- Since You Been Gone
Encore:
- God Gave Rock and Roll to You
Den Auftakt gestalteten Michael Voss & Van de Forst, ein Duo, das mit harmonischen Stimmen und charismatischer Bühnenpräsenz überzeugte. Voss, ein Veteran der deutschen Rockszene, brachte gemeinsam mit Van de Forst die musikalische Brücke von den 90ern in die Gegenwart – eine stimmige Einstimmung auf das, was kommen sollte.