Musiker und Künstler haben sich buchstäblich die Türklinke von Hand zu Hand weitergereicht; damals als die Musikindustrie in den 80er und 90er auf dem Zenit des künstlerischen Schaffens war. Nun fielen die Türen zu und bleiben für immer verschlossen – Das legendäre Aufnahmestudio in Los Angeles «Record Plant Studio» stellt seinen Betrieb nach 55 Jahren ein.
Bands wie Guns n› Roses, KISS, The Eagles oder Fleetwood Mac haben im Record Plant ihre legendären Alben wie «Appetite For Destruction», «Hotel California» oder «Rumours» eingespielt, abgemischt und aufgenommen.
Aber auch andere Bands wie Black Sabbath, KISS, Whitesnake, Queen oder Deep Purple arbeiteten in diesem Studio.
Das gewisse «Etwas» an dem Aufnahmestudio war sicherlich die bahnbrechende Einrichtung, die als eine der ersten eine „Wohnzimmer“-Umgebung für Künstler anstelle von laborähnlichen Bedingungen bot. Die Record Plant Recording Studios in Hollywood sind seit 1972 in Betrieb und waren ein wichtiger Bestandteil der Rockgeschichte; ist aber jetzt wohl Opfer des technologischen Wandels im Musikbusiness geworden – schade!
Es war das zweite von drei Studios mit dieser «Wohnzimmer-Atmosphäre»und bot Musikern eine komfortablere Arbeitsumgebung als ein 0-8-15 Aufnahmestudio – ein Konzept, das sich in der Branche fast durchgesetzt hat. Nach dem Umzug in die 1032 N. Sycamore Ave. im Jahr 1985 wurde der Komplex um einen umfangreichen VIP-Luxusbereich erweitert.
Das L.A. Magazin berichtete mal, «Es war ein hedonistisches Spielland, das 24 Stunden am Tag geöffnet war und jede Laune der Stars befriedigte».
Die Anlage bot ein Dampfbad für Bill Withers, Flipperautomaten für die Eagles und fachkundige Techniker um zwei Uhr morgens für Bill Wyman von den Rolling Stones…
Das Studio verfügte über Hotelsuiten für Künstler, einen Whirlpool für ‹Ehefrauen, Freundinnen und/oder Groupies›, zusammen mit Wasserbetten, Fischbecken, Bondage-Ausrüstung und verspiegelten Decken.
Der Studiotechniker Gary Myerberg äusserte sich zur Schliessung mit den Worten: „Im Musikgeschäft gibt es kein Geld mehr für Aufnahmen, ich glaube nicht, dass es viel Hoffnung für die Musikindustrie in LA gibt. Wenn du ins Studio gehen und 2.000 Dollar pro Tag ausgeben willst, dann nimm das Geld und kauf dir einen Laptop und eine Sample-Library oder sag AI, welchen Song du machen willst, und es wird ihn machen.“ Und der Gitarrentechniker Jesse McInturff fügt hinzu: „Der Bedarf an einem großen Raum ist im Moment ziemlich gering. Es gibt immer weniger Rockbands und man kann heute Musik produzieren mittels einer Gesangskabine von der Grösse eines Kleiderschranks“.
Laut der Record Plant-Website wurden im Record Plant Studio mehr Hits und Grammy-prämierte Musik gemacht als in jedem anderen Studio der Welt.
