Los Angeles – die Stadt der Engel – ist der Inbegriff des „American Way of Life“. Die City, welche mit ihren Aussenbezirken über 18 Millionen Einwohner zählt, hat jedoch weitaus mehr zu bieten als Beverly Hills, Hollywood, Disneyland und wie die sonstigen Hotspots und Touristenattraktionen alle noch so heissen.
Sobald der Name Los Angeles oder LA genannt wird, denken die meisten sofort an die Traumfabrik Hollywood und an die Stars und Sternchen, bekannt aus Kino und TV, die hinter blickgeschützten Hecken und Zäunen im Ortsteil Beverly Hills in millionenschweren Villen ihr Zuhause gefunden haben. Der berühmte „Walk of Fame“ mit den eingelassenen Sternen auf dem Gehweg des Hollywood Boulevards gilt dabei als Sinnbild und Touristenmagnet für diese surreale Welt des Glitzers und Glamours.
Zwei Blocks südlich vom Hollywood Boulevard liegt der geschichtsträchtige, legendäre und viel umschriebene Sunset Boulevard. Dabei wird der berühmteste Abschnitt West Hollywoods von den Einheimischen auch „Sunset Strip“ oder kurz „The Strip“ genannt und gilt als der bekannteste Kult-Highway von Los Angeles. Das Zentrum der Strasse ist gut erkennbar durch die hohe Dichte an Werbetafeln und animierten Werbescreens, sowie an den abendlichen Menschenschlangen vor den Clubs und Restaurants. Die dort ansässigen Clubs wie „The Roxy Theatre“, der Nachtclub „Viper Room“ oder das „Rainbow Bar and Grill“ erlangten nicht zuletzt einen legendären Ruf aufgrund von Bands wie The Doors, Mötley Crüe, Guns N’ Roses, Ratt oder Quiet Riot, die dort alle ihre ersten Gehversuche als Rockband wagten.
Ebenfalls am Sunset Strip gelegen, gleich neben dem „Comedy Store“, ist das ehemalige und legendäre „Riot House“ der Hotelkette Hyatt. Bands wie Motörhead, Black Sabbath, Mötley Crüe oder Led Zeppelin gaben sich dort während mehreren Jahrzehnten buchstäblich die Klinke in die Hand. Auf einem der Balkone im zehnten Stockwerk entstand auch das berühmte Bild, das den jungen Robert Plant zeigt, wie er auf den Strip hinunter ruft „I’m a golden God“. Den Namen „Riot House“ erhielt das Hotel, weil es berüchtigt war für die ausgelassenen Partys der Musiker. So fielen auch schon mal TV-Geräte vom Balkon oder man fuhr direkt mit der Harley in die Lobby. Heute ist leider nicht mehr viel übrig von diesem Spirit des harten Rocks. Das Gebäude wurde 2009 komplett renoviert und bekam den neuen Namen „ANdAZ“. Übrig geblieben sind nur noch die „Riot Bar“ und die Fotos der Musiker an den Wänden, welche die Vergangenheit in die Gegenwart tragen. Nichtsdestotrotz wird das Hotel auch heute noch gerne von so manchen Künstlern aus der Film- und Musikbranche besucht.
Doch nun zurück zum Sunset Boulevard. Der Abschnitt, der durch Hollywood führt, wird auch als „Guitar Row“ bezeichnet. Der Grund dafür sind die bekannten Tonstudios, Musikhändler und Gitarrenshops, wie zum Beispiel das „Guitar Center“, die dort angesiedelt sind. Die Strasse gilt aber auch als Inspiration für unzählige Songs, Filme und TV-Shows. Das legendärste Cover in Verbindung mit dem Sunset Boulevard ist wohl das der Eagles von ihrem 1976 erschienenen Album „Hotel California“. Das im Hintergrund zu sehende Bild des Beverly Hills Hotels, schattiert im Sonnenuntergang, verkörpert visuell eindeutig die beste Metapher für diese Strasse und ist zugleich Symbolbild für den berühmten „American Way of Life“.
In dem 2012 veröffentlichten Dokumentarfilm „Sunset Strip“ reflektierte Hans Fjellestad die Geschichte des Sunset Boulevards von den 20er Jahren bis zur aktuellen Gegenwart. Gäste wie Slash, Alice Cooper, Keanu Reeves, Ozzy Osbourne oder Johnny Depp erzählen in den Interviews sehr eindrücklich, wie sie während ihren Karrieren die berühmt-berüchtigte Meile unterhalb der Hollywood Hills erlebt haben. Sie geben Einblicke in die Punk-Szene der 70er Jahre, erzählen wie Glam Metal in den 80ern gross geworden ist und wie schlussendlich in den 90ern der Musikstil Grunge Einzug hielt.
Bis zum heutigen Zeitpunkt ist der Sunset Boulevard ein Anziehungspunkt für Musiker und Künstler aus aller Welt. Das seit 2008 alljährlich stattfindende „Sunset Strip Music Festival“ verwandelt den Boulevard zwischen N Doheny Dr und dem N San Vincent Boulevard zu einem grossen Strassenfest. Auf der Länge von drei Häuserblocks stehen während dem Festival jeweils drei Bühnen, auf welchen Acts wie Steel Panther, Slash oder The Birds of Satan ganze Menschenmassen begeistern. Das Sprichwort „Hier spielt die Musik“ ist somit nur die halbe Wahrheit, denn hier wird Musik geboren, gelebt und zelebriert – längst über den Zeitgeist hinaus.